Traditionell treffen sich am Saisonende die 8 besten Spieler der Saison, um den inoffiziellen Weltmeister zu ermitteln. In diesem Jahr mussten leider Rafael Nadal und Juan Martin del Potro absagen, sodass die Nummern 9 und 10 der Jahreswertung nachrückten. Die Auslosung ergab die folgenden beiden Gruppen:
Die US Open Ausgabe 2018 sorgten für viel Gesprächsstoff und für einmal waren auch die Schiedsrichter im Mittelpunkt des Geschehens. Es war ein Turnier, das bei enormer Hitze und sehr hoher Luftfeutigkeit ausgetragen wurde und den Spielerinnen und Spielern schon dadurch sehr viel abverlangte. Von "unmenschlichen" Bedingungen war gar die Rede, doch Ironie des Schicksals ist, dass der Mensch durch Umweltzerstörung und masslosen Konsum dieses Klima mitverursacht. Die Klimaveränderung ist schon längst auch im Profi-Sport angekommen und ein Thema, das ernst genommen werden sollte.
Bei den Damen verabschiedeten sich die Topgesetzten gleich reihenweise, bei den Herren scheiterte Roger Federer völlig überraschend im Achtelfinale gegen den Australier John Millman. Nach der Partie klagte ein völlig ausgelaugter Federer: "Ich hatte das Gefühl, keine Luft zu bekommen." und weiter: "Wenn Du so mit der Hitze am kämpfen bist, dann ist alles schwierig. Du hast eine Müdigkeit im Körper und kannst nicht so explosiv spielen, wie ich das eigentlich gerne will." Die im aargauischen Birr wohnhafte, kürzlich 29 Jahre jung gewordene Amra Sadikovic wurde in Prilep, Mazedonien geboren und spielt seit 2007 für die Schweiz. 2009 kam sie erstmals im Fed-Cup zum Einsatz. 2014 gab sie ihren Rücktritt vom Profisport bekannt, doch gut ein Jahr später wagte sie ein Comeback. 2016 qualifizierte sie sich in Wimbledon erstmals für das Hauptfeld eines Grand-Slam-Turniers – die Belohnung: 1. Runde auf dem Center-Court und dies ausgerechnet gegen Serena Williams! Mit Position 126 in der Weltrangliste erreichte sie im Juli 2016 ihr bisher bestes Einzel-Ranking. Ende Mai 2018 auf Position 380 geführt, möchte sie wieder in jene Regionen vorstossen. Tennismentaltraining.ch (TMT): In welchem Alter hast Du mit Tennis begonnen und welche Gründe gab es, weshalb die Wahl ausgerechnet auf Tennis fiel?
Amra Sadikovic (AS): Ich habe mit neun Jahren mit dem Tennis begonnen. Ich habe ein Match von Andre Agassi und Pete Sampras geschaut und das hat mich fasziniert, Ich wollte das unbedingt mal ausprobieren. Das tat ich auch und so nahm alles seinen Lauf ... Juni 2017: Stan Wawrinka zeigt sich bei den French Open in grossartiger Form, gewinnt ein spektakuläres Halbfinale in fünf Sätzen gegen Andy Murray und wird erst im Finale von Sandplatzkönig Rafael Nadal gestoppt. Wawrinka ist zu diesem Zeitpunkt die Nummer 3 in der Weltrangliste. Doch einen Monat später wird er jäh gebremst. In Wimbledon verliert er seine Auftaktpartie und es ist deutlich zu sehen, dass Wawrinka körperliche Probleme hat und in seiner Agilität stark eingeschränkt ist. Mehrmals muss er sich während der Partie am Knie behandeln lassen. Im August erfährt man dann in der Presse, dass sich Wawrinka einer Knie-OP unterziehen musste, gleichbedeutend mit dem Aus für die restliche Saison. Und es wird seltsam still um seine Person, kein Statement von seiner Seite...
Die 24-jährige Amerikanerin Sloane Stephens galt bereits vor Jahren als grosses Talent und mögliche Nachfolgerin einer Serena oder Venus Williams. Grosse Fussstapfen, in welche sie da treten sollte. Nachdem sie im Jahre 2013 mit Weltranglistenposition 11 ihr höchstes Ranking erreicht hatte, ging die Leistungskurve jedoch nach unten. Der richtige Durchbruch in die Weltspitze blieb aus und es wurde ruhiger um ihre Person.
Im Sommer 2016 verletzt sie sich am Fuss und fällt für den Rest der Saison aus. Schlimmer noch, die Verletzung wurde falsch diagnostiziert. Erst Monate später wird festgestellt, dass es sich dabei um einen Ermüdungsbruch handelt. Es folgt eine OP und die Reha-Phase. Erst im Juli 2017 in Wimbledon gibt Sloane Stephens ihr Comeback. Runde 1 bedeutet Endstation und nachdem sie auch in Washington in der Startrunde ausscheidet, figuriert Sloane nur noch auf Position 957! der Weltrangliste. Doch dann sollten sich die Dinge dramatisch ändern... Im Finale der Damen kommt es am 9. September 1997 im neueröffneten Arthur Ashe Stadion zum Aufeinandertreffen zwischen Martina Hingis und Venus Williams. Beide mit Jahrgang 1980 noch im Teenager-Alter. Hingis, noch nicht ganz 17-jährig, ist damals die Nummer 1 der Welt, währenddem Venus Williams ihre ersten US Open bestreitet und als Ungesetzte durch das Tableau stürmt. Hingis wird ihrer Favoritenrolle gerecht und setzt sich mit ihrem raffinierten Tennis, das häufig mit Schach verglichen wird, klar mit 6:0 und 6:4 gegen das ziemlich ungestüme Powertennis ihrer Gegnerin durch. Es ist der Beginn einer grossen sportlichen Rivalität und faszinierenden Duellen, aufgrund der völlig unterschiedlichen Spielanlage und körperlichen Voraussetzungen. Schon bald wird auch die jüngere Schwester von Venus, Serena Williams, mitmischen. Eine neue Generation hat das Diktat übernommen, das Damentennis erreicht ein ganz neues Level im athletischen Bereich. Doch allmählich kann Martina Hingis mit dieser Entwicklung nicht mehr ganz mithalten. Im Jahre 2001 tritt sie aufgrund von Fussproblemen mit gerade mal 21 Jahren erstmals zurück...
Herren-Einzel: Federers Achter Streich
Nach Roger Federers 8. Wimbledon-Titel, seinem insgesamt 19. Grand-Slam-Titel, überschlagen sich die nationalen und internationalen Medien wieder mal mit Superlativen. Die französische Tageszeitung "Le Parisien" geht sogar noch einen Schritt weiter und räumt ein, dass es gar keine Worte mehr gäbe, um das zu beschreiben, was Federer erreicht hat und leistet: "Man hat schon alle Superlative verbraucht, um das Genie Federers zu beschreiben, des grössten Spielers aller Zeiten, und man muss weitere finden, um seinen 19. Grand-Slam-Titel und seinen achten im Rasentempel zu erzählen. Um von der unglaublichen Auferstehung des Königs Roger zu berichten, mit 35 Jahren und nach fünf Jahren Grand-Slam-Mangel. Verrückt!" In der Weltrangliste vom 30. Januar 2017 taucht Mirjana Lucic-Baroni an Position 29 auf. Knapp 35-jährig hat sie damit im sehr reifen Tennis-Alter ihre beste Platzierung der Karriere erreicht. Bei den Australian Open qualifizierte sie sich sensationell für das Halbfinale und bezwang auf ihrem Weg u.a. die Weltnummer 3, Agnieszka Radwanska und die Nummer 5, Karolina Pliskova, welche von einigen als Topfavoritin gehandelt wurde. Es brauchte schon Serena Williams, um den Lauf der Kroatin zu stoppen. Wenn es um emotionale Momente geht, war ihr Interview unmittelbar nach dem Viertelfinalsieg gegen Pliskova, vielleicht der bewegendste überhaupt der diesjährigen Australian Open, als sie bei einer bestimmten Frage in Tränen ausbricht und man erahnen kann, welch Schwierigkeiten sie überwinden musste, um heute endlich wieder auf der Sonnenseite zu stehen: Erstmals seit 1998 und zum zweiten Mal überhaupt steht das Schweizer Fed-Cup-Team im Halbfinale des Wettbewerbs, nachdem es sich in den letzten Jahren aus den Niederungen hochgespielt hat und im letzten Jahr den Aufstieg in die Weltgruppe 1 der achtbesten Tennisnationen geschafft hat.
Mit Tschechien steht das dominierende Team der letzten Jahre gegenüber, mit vier Titelgewinnen in den letzten fünf Jahren. Petra Kvitova und Lucie Safarova waren für diese Titel hauptverantwortlich, doch beide haben für das Halbfinale vom 16./17. April in der Luzerner Messehalle abgesagt, da schwierige Monate hinter ihnen liegen und beide ihrer Form hinterher hinken. Doch auch im Schweizer Team gibt es eine kurzfristige Hiobsbotschaft. Knapp eine Woche vor dem Anlass sagt Belinda Bencic aufgrund einer Rückenverletzung ab. Timea Bacsinszky wird so zur Teamleaderin und ist mit Position 17 im aktuellen Ranking, die am besten klassierte Spielerin in den beiden Aufgeboten. Nachdem Bacsinszky aufgrund einer Knieverletzung mit Trainingsrückstand in die Saison gestartet war, zeigte sie sich zuletzt in sehr guter Form. In Miami erreichte sie das Halbfinale mit Erfolgen über die Weltklassespielerinnen Agnieszka Radwanska und Simona Halep. Auf ihr ruhten in erster Linie die Schweizer Hoffnungen... Die Australian Open 2016 waren ein Turnier mit vielen bewegenden Momenten und interessanten Geschichten. Bei den Damen setzte sich überraschend Angelique Kerber durch, welche in einem packenden und intensiven Finale die grosse Überraschung schuf und Topfavoritin Serena Williams bezwingen konnte. Kerber war schon immer eine herausragende Kämpferin, gute Athletin und gilt als eine der trainingsfleissigsten Spielerinnen, doch insbesondere bei den GS-Turnieren agierte sie öfters zu verkrampft und blieb unter den Erwartungen. Nun bei den Australien Open zeigte sie sich nach holprigem Start (in Runde 1 stand sie vor dem Aus und musste gegen die Japanerin Misaki Doi gar einen Matchball abwehren) in der Folge viel gelöster, positiver und mit mehr Vertrauen in ihre Fähigkeiten. Kerber ist vom spielerischen Potential her gesehen sicherlich schwächer einzustufen, als manche ihrer Berufskolleginnen. Ihr Erfolg zeigt einmal mehr, wie bedeutend mentale Faktoren sein können. Wenn es im Kopf stimmt, dann ist sehr vieles möglich...
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